Aus der Gottschee, einer deutschen Sprachinsel im Herzogtum Krain, kam der
Gottschewer oder Gottscheberer, Die Gottschewer verbanden geschickt Handel und Glücksspiel. Der Vorgang des „Ausspielens" war der einer Tombola. Unter den teilweise ortsansässigen Ausspielern finden wir auch Frauen, nicht allerdings unter den Gottschewern. Bei diesen sind hingegen Knaben nicht selten, und sie waren sogar besonders beliebt: Man rechnete sich größere Gewinnchancen aus. Neben dem Gottschewer, der als „Einzelunternehmer" von zu Hause mit seinem Warensortiment (in Sack oder Binkel) ausgezogen und monatelang unterwegs war, gab es auch solche, die ‑ zumeist zu mehreren ‑ im Dienst eines einzelnen Unternehmers standen, der sie mit allem Notwendigen ‑ von der Ware über Kost und Quartier bis zur Kleidung ‑ versorgte, ein System, das auch bei anderen Wanderhändlem (wie z. B. den Rastelbindern und Dalmatinern) üblich war. Ebenfalls eine allgemeine Erscheinung war es, daß sich auch andere („unechte") Hausierer das Image eines bestimmten Typus zunutze machten, also „unter falscher Flagge segelten". So stammte auch der eine oder andere Gottschewer nicht aus der Gottschee in Krain, sondern aus dem Ungarischen oder Italienischen. Und die Reifnitzer sind mit ihren Sieben, Körben usw. immer unter Gottscheer Flagge unterwegs gewesen. So ist wahrscheinlich der doch einigermaßen auffallende „Gottscheberer" zu verstehen; der deutschsprachige Gottscheer würde sich nie so bezeichnet haben! Richard Ruppe jüngster Sohn eines Gastwirtes und Kaufmannes hat er in Winkel in der Gotttschee am 15.01.1907 das Licht der Welt erblickt. Doch der Lebensraum wurde der kinderreichen Familie zu eng und so wanderte er 1928 aus. Er wanderte von Gmunden, Linz, über Braunau nach Deutschland und Holland, und danach nach Bad Aussee. Er ist dann dem Beruf mit viel kaufmännischer Gewandtheit nachgegangen, Kaiser Friedrich IV. verlieh den Gottscheern für die deutschen Reichslande im Jahre 1492 ausdrücklich das Privileg des Hausierhandels, das durch spätere Kaiser erneuert und erweitert wurde So schnallte er sich täglich über seine fesche Gottscheer Tracht den „Bauchladen“ um und verkaufte vorwiegend Süßigkeiten und animierte zu einem „Glücksspiel“, wenn er durch die Gaststätten von Tisch zu Tisch wanderte. Der Käufer durfte „grad oder ungrad“ sagen und dann tief in sein dargebotenes Sackerl mit Losen greifen, und hatte er gewonnen, so durfte er sich etwas Süßes aus den vielen Fächern des Bauladens aussuchen. Höhere Gewinne gab es zu erzielen, wenn man nur mit Ziffern gewettet hatte usw. Bei dieser Wanderschaft hat R. Ruppe wohl seine große Menschenkenntnis erworben, die ihm später als Hotelier im Hotel Sonne Bad Aussee sehr nützlich war.
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